erster abend
sie war schon fast völlig entkleidet
und der baumriesen schamlose schar
schlug blätter gegen die scheiben
aus bosheit, ganz nah, ganz nah.
sie hockte im riesigen sessel,
die hände gefaltet, halb-nackt.
auf den dielen mit haltlosen fesseln
hüpften die füßchen, die weißen, im takt.
ich schaute mit wächserner blässe,
wie'n lichtstrahl, sorglos, huschhusch,
flatterte über ihr lächeln
und ihre brust – eine fliege im busch.
ich küsste die schmalen knöchel.
da lachte sie süß und brutal.
es trillerte hell bis zum röcheln
ihres lachens froher kristall.
schnell zog sie dann ihre füßchen
unter das hemd: »So, hier ist schluss!«
die erste keckheit begrüßend,
straft's lächeln schuldbewusst!
mit jämmerlich zitternden lippen
küsste ich zärtlich ihr aug:
ihr köpfchen warf sie zurücke,
manierierte: »was ihr euch erlaubt! …
mein herr, auf ein-zwei worte …«
da gab ich voll glut ihrer brust
einen kuss; ihr lachen, es kollert,
ein lachen von wonniger lust …
sie war schon fast völlig entkleidet
und der baumriesen schamlose schar
schlug blätter gegen die scheiben
aus bosheit, ganz nah, ganz nah.
-arthur rimbaud (1854-1891)
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